Samstag, 5. Dezember 2009
Je grösser das Auto, desto mehr Vortritt
Kurz vor meiner Abreise nach Peking habe ich im Fernsehen noch einen Bericht über die Verkehrssituation hier gesehen. Es gebe immer mehr Unfälle und es sei praktisch unmöglich, die Verkehrsregeln durchzusetzen. Jetzt bin ich einen Monat hier und muss sagen – es stimmt.

Es gilt auf Pekings Strassen nur eine Regel: Je grösser, desto mehr Vortritt. Das heisst Bus vor Offroader vor Taxi vor PW vor Mofa vor Fahrrad vor Fussgänger. Richtig, der Fussgänger ist am Ende der Nahrungskette und das scheint hier auch jedem bewusst zu sein. Wenn man aber, wie ich, jahrelang im Bewusstsein gelebt hat, dass der Fussgänger Vortritt hat, kann das mitunter zu Problemen und gefährlichen Situationen führen. Denn hier haben Autos wirklich überall Vortritt. Auch wenn man bei einer der wenigen Fussgängerampeln grün hat – das Auto hat Vortritt. Auch auf dem Trottoir – das Auto hat Vortritt.

Ich bin aber gar nicht so sehr über das Verhalten der Autofahrer entsetzt, als vielmehr über das der anderen Fussgänger. Wenn ein Auto kommt, bleiben sie stehen, huschen zur Seite und lassen das Auto auf jeden Fall durch. Ich meine, man geht da so ganz friedlich auf dem ohnehin schon schmalen Trottoir zwischen 100 Chinesen – kommt ein Auto daher und alle springen zur Seite. Ich denke dann „Ihr Feiglinge! Bleibt stehen! Was will er denn machen? Uns alle mit Schritttempo platt machen?“ Es könnte jedoch sein, dass man mit dieser Einstellung in Peking nicht allzu alt wird. Darum passe ich mich lieber an und lasse jetzt auch den grösseren den Vortritt.

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